Montessori- Pädagogik und Reggio- Pädagogik im Vergleich

Immer wieder werden die Montessori- Pädagogik und die Reggio- Pädagogik in der öffentlichen Wahrnehmung miteinander verglichen oder sogar gleichgesetzt. Dabei gibt es entscheidende Unterschiede in ihrem Menschenbild, ihren Prinzipien und ihrer praktischen Umsetzung. Mir ist es wichtig, hier genauer hinzuschauen und Klarheit zu schaffen – denn ein tiefes Verständnis für die Eigenarten der beiden Ansätze trägt dazu bei, dass pädagogische Fachkräfte ihre Methoden bewusst wählen und gezielt weiterentwickeln können.

Die Montessori-Pädagogik basiert auf festen Materialien und klar strukturierten Lernumgebungen. Das Kind erhält ein vorbereitetes Umfeld, in dem es selbstständig arbeitet, aber auch festen Regeln folgt. Die Rolle der pädagogischen Fachkraft ist die eines zurückhaltenden Begleiters; das Material „lehrt“ das Kind. Der Grundgedanke: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Im Unterschied dazu betont die Reggio- Pädagogik die Kraft der Beziehungen, die Bedeutung der Kommunikation und das soziale Miteinander. Räume und Materialien dienen nicht nur der individuellen Entwicklung, sondern sind offen, wandelbar und sollen zum kreativen Austausch und Forschen einladen. Die Erwachsene sind aktive Projektbegleiter, Impulsgeber und Dialogpartner; das Kind und seine Ideen stehen im Zentrum. Hier gilt: „Die hundert Sprachen des Kindes“ – Ausdrucksformen werden gefördert und als Grundlage des Lernens verstanden.

Beide Ansätze schätzen das Kind als aktiven Lerner, doch die Montessori-Pädagogik orientiert sich stärker an strukturierten, individuellen Lernwegen, während die Reggio- Pädagogik auf die Gestaltung gemeinsamer Lernprozesse, Teamarbeit und kreative Vielfalt setzt. Wer genauer hinschaut, erkennt die fachlichen, konzeptionellen und alltäglichen Unterschiede – und kann Kinder noch gezielter in ihrer Entwicklung begleiten.