~~Title: Projektarbeit~~ ====== Projektarbeit in der Reggio- Pädagogik ====== In der Reggio- Pädagogik hat die Projektarbeit einen zentralen Stellenwert. Sie dient der Entwicklung eines tiefen Selbstverständnisses und eines Verständnisses von der Welt. ===== Grundidee der Projektarbeit ===== Durch Projekte erhalten Kinder die Möglichkeit, ihrer Neugier zu folgen, Fragen zu stellen und sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen. Charakteristisch ist, dass Projekte oft aus Spiel- oder Alltagssituationen hervorgehen – beispielsweise aus einem plötzlichen Regenschauer, einem gefundenen Gegenstand oder einer spannenden Beobachtung im Außengelände. **Wichtig:** Ein Projekt startet nicht, weil die pädagogische Fachkraft es vorgibt, sondern weil z.B. ein echtes Interesse oder eine Frage von dem einzelnen Kind oder einer Kindergruppe heraus entsteht. ===== Dauer und Beteiligung ===== Die Dauer eines Projekts ist flexibel – sie wird vom Kind/ der Kindergruppe definiert und kann von einer Stunde bis zu einem Jahr reichen. Teilnahme ist freiwillig: Kinder können selbst entscheiden, ob und wie lange sie teilnehmen. Auch Einzelprojekte nur mit einem Kind werden als Projekt angesehen. Die Teilnahme ist jederzeit offen – sowohl ein „Einstieg“ als auch ein „Ausstieg“ ist zu jedem Zeitpunkt erlaubt. == Beispiel: == Eine Gruppe entdeckt im Garten eine Ameisenstraße. Zunächst beobachten zwei Kinder die Ameisen, am nächsten Tag schließen sich weitere Kinder an. Einige bleiben wochenlang interessiert, andere schauen nur kurz vorbei und widmen sich dann wieder anderen Themen. ===== Rolle der pädagogischen Fachkraft ===== Die Aufgabe der pädagogischen Fachkraft ist nicht die eines klassischen Lehrenden, sondern die einer begleitenden, interessierten Forscher*in. Kernaufgaben: * Beobachten – Ausgangspunkt ist immer die genaue Beobachtung der Kinder, ihrer Fragen und Handlungen. * Wohlwollend begleiten – die Kinder sollen frei explorieren dürfen, ohne dass sofort Lösungen vorgegeben werden. * Impulse setzen – durch gezielte [[fragenkultur|Fragen]], Materialien oder Bilder kann die Fachkraft neue Denk- und Handlungsimpulse anregen. * Gespräche führen – nicht um Antworten zu liefern, sondern um Nachdenken zu fördern. * Vorbereitung und Organisation – Materialien besorgen, Expertenkontakte herstellen, Räume gestalten, ggf. Eltern oder Kolleg*innen einbinden. **Wichtige Haltung:** „Es geht **nicht** darum, den Kindern die Antworten zu geben, sondern ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie selbst Antworten finden.“ Ein Schritt zurück oder eine Pause eines Projektes heißt nicht das Interesse von Kindern oder dass das Projekt missglückt ist sondern bietet er nochmal Chance Zurückzublicken ein Schritt zurückzumachen und nochmal objektiver auf bisher geschehen ist oder Erlebnisse zurückzuschauen und so auch mal die Frage zu stellen möchten wir an der Stelle weitermachen oder machen wir eine Pause und beginnen zum Beispiel das Projekt einfach in Halbjahr noch einmal und fragen die Kinder danach ===== Wie entstehen Projekte? ===== Ein Projekt beginnt oft mit einer Frage oder Beobachtung, die neue Fragen nach sich zieht. Diese Kettenreaktion aus Neugier, Hypothesen, Ausprobieren und neuen Fragestellungen ist typisch für die Reggio-Arbeitsweise. == Beispiel: == Kind A fragt bei einem Regen: //„Wohin verschwindet das Wasser?“// Weitere Kinder überlegen: //„Vielleicht in die Erde?“ – „Vielleicht in den Kanal?“// Daraus entsteht eine gemeinsame Untersuchung: Sie gehen auf Entdeckungstour, graben Löcher, beobachten Pfützen, sprechen mit dem Hausmeister. Jeder neue Fund wirft erneut Fragen auf und vergrößert so den Kreis der Mitwirkenden. ===== Projektideen für das ganze Haus ===== In manchen Fällen wird ein Thema für die gesamte Einrichtung vorgeschlagen – etwa „Wasser“ oder „Licht“. \\ Jede Gruppe entscheidet dann selbst, wie sie das Thema mit den Kindern ausgestaltet: * Eine Gruppe baut Wasserläufe im Außenbereich * Eine andere forscht mit Lupen an Regentropfen * Eine dritte malt und gestaltet „Regenbilder“ mit Aquarellfarben So entstehen unterschiedliche Perspektiven auf ein gemeinsames Kernthema, ohne dass die Kinder einem starren Plan folgen müssen. ===== Die aktive Rolle der Fachkräfte bei der Themenfindung ===== Auch wenn Projekte von der kindlichen Neugier ausgehen, stützen und fördern pädagogische Fachkräfte diesen Prozess aktiv. \\ Sie „locken“ Fragen hervor – zum Beispiel durch: * Ungewöhnliche Materialien * Überraschende Situationen oder kleine „Provokationen“ * Offene Fragestellungen ohne vorgegebene Antwort * Provokation im Reggio-Sinn „Provokation“ bedeutet hier eine gezielte Herausforderung, um Denkprozesse anzustoßen. Das kann z. B. ein eingefrorener Eisblock mit einem Spielzeug darin sein, um Fragen wie „Wie befreien wir das?“ anzustoßen. Provokationen dürfen staunen lassen, verwundern oder irritieren – Hauptsache, sie regen die Kinder an, aktiv zu werden. ===== Rahmenplanung und Organisation ===== Auch wenn Projekte flexibel sind, braucht es ein Rahmenkonzept: * Was wollen wir erforschen? * Wie können alle Altersgruppen beteiligt werden? * Wie können auch zurückhaltendere Kinder integriert werden? * Welche Materialien brauchen wir? * Woher bekommen wir Fachwissen oder Unterstützung? * Wie dokumentieren wir den Prozess? Hilfreich ist es, Schritte bewusst einzuplanen – aber auch Rückschritte und Pausen zuzulassen. **Praxis Tipp:** Manchmal ist es sogar wichtig, sich erst einmal wieder vom Problem zu lösen und später mit neuen Hypothesen weiterzumachen. ===== Dokumentation als Teil des Lernprozesses ===== In der Reggio- Pädagogik ist die Wanddokumentation ein zentrales Element. Sie dient nicht nur der Präsentation, sondern hilft auch den Kindern, ihren eigenen Lernweg zu reflektieren. \\ Durch Überschriften, Hervorhebungen und die gezielte Anordnung von Fotos, Zeichnungen und Zitaten („O-Töne“) können Fachkräfte den Kindern einen roten Faden sichtbar machen. \\ == Beispiel für einen O-Ton: == //„Vielleicht machen die Ameisen einen Tunnel, um sich vor dem Regen zu verstecken.“// Solche Aussagen zeigen Denkprozesse und sind wertvoll für die anschließende Reflexion. ===== Der ko-konstruktivistische Ansatz ===== In der Reggio- Pädagogik geschieht Lernen ko-konstruktivistisch: >Kinder und Erwachsene sind gemeinsam Forschende, die im Austausch Bedeutungen aushandeln. Besonders wichtig ist die sprachliche Auseinandersetzung: * Kinder beschreiben, interpretieren und diskutieren ihre Entdeckungen. * Erwachsene hören zu, [[fragenkultur|fragen]] nach und verbinden einzelne Gedanken zu einem größeren Ganzen Ohne diesen sprachlichen Prozess wäre ein Projekt in der Reggio-Tradition nicht vollständig. ===== Praxisbeispiele für Projektthemen ===== //„Wo wohnt der Schatten?“// **– Entdeckung von Licht- und Schattenphänomenen** //„Das Geräusch im Baum“// **– Auseinandersetzung mit Naturgeräuschen** //„Der Duft der Farben“// **– Experimentieren mit selbst hergestellten Naturfarben** //„Wir bauen eine Stadt für Ameisen“// **– Naturbeobachtung, Konstruktion, Kreativität** **bitte verifizieren!!!** \\ Weiterführende Hinweise & Quellen Du könntest in deinem Wiki ergänzend folgende Ressourcen anführen (werden von dir separat recherchiert, damit Urheberrechte gewahrt sind): Podcasts: „Fragen statt Antworten – Reggio- Pädagogik in der Praxis“ (z. B. aus pädagogischen Fachportalen) „Kleine Forscher – Projekte mit Kindern gestalten“ Studien/Fachtexte: Loris Malaguzzi: Grundidee der „Hundert Sprachen“ der Kinder Deutsche Übersetzung ausgewählter Reggio-Dokumentationen (Reggio Children) Veröffentlichungen der „Stiftung Haus der kleinen Forscher“ zu ko-konstruktivem Lernen Links: Offizielle Website von Reggio Children (International Center) Pädagogische Hochschulen mit Schwerpunkt Reggio-Ansatz ===== Quellen und weiterführende Lesetipps ===== https://c.wgr.de/f/onlineanhaenge/files/978-3-427-50527-3-1-l.pdf